Anarchy of Sound Records

DIY-Punk-Oi!-Subkultur-Label since 2014 aus Berlin-Lichtenberg

Die Bockwurschtbude - Sippenhaft

Im November 1995 in Frankfurt an der Oder(West-Polen) als 2er Combo im Stile der ABSTÜRZENDEN BRIEFTAUBEN in Fun Punk Manier gegründet, zählt die BOCKWURSCHTBUDE nach über 25 Jahren Bandgeschichte und über 200 gespielten Konzerten längst zum festen Bestandteil der BerlinBrandenburger Punkrockszene.
In Zeiten, wo jeder mit seinem Computer eine Platte produzieren kann und oft verfrühte Samenergüsse produziert, was nicht selten bei jungen Leuten, äähh Bands vorkommt, tat es den Jungs ganz gut, sich so lange Zeit gelassen zu haben. Auf alten Fregatten lernt man Segeln - sagt man - oder "Die Reife kommt eben mit dem Alter". Ganz ohne (sexuelle) Erfahrungen ist die Band jedoch sicher nicht. So produzierte man in Eigenregie diverse Demos und war auch an und auf unzähligen Tape- und CD(R)-Samplergeschichten beteiligt.
Ende 2007, also schon über 10 Jahre nach Bandgründung erschien das Debütalbum, welches bereits großen Anklang fand und es folgte einmal das fast komplette Programm einer Vinyl-Produktion: eine 10", eine (Picture)7", eine 7"-Compilation, ein weiteres Album und schließlich ein Split-7".
Nach diversen Besetzungswechseln ist neben der Urbesetzung um Mikro Mostrich und Mieschka Mayonaise ist seit 2016 Riggø Rübe und seit 2021 Andie Agave (unter seinem Pseudonym "Andreas Löhr" auch bei FLIEHENDE STÜRME und CHAOS Z aktiv) an Bord.
In dieser Konstellation nahm man nach mehreren Anläufen im Corona-Jahr 2021 ein neues Album auf und ist auf SIPPENHAFT musikalisch gereift, sowie ernsthafter und abwechslungsreicher denn je.
Das ganze kommt auf limitiertem Vinyl (diverse Farben) im Gatefold-Cover mit beigelegtem Album auf CD.
Labelkollaboration: Laketown Records / Elbpower Records / Anarchy Of Sound / Kraut & Rüben Records / Oi!The Nische (MC)

Format: CD, LP, Kassette, Album
Katalognummer: AOS-014a/b, LTR-031, EP-036, KRR-018, OTNR 061
Genre: Punk
Veröffentlicht: 02.12.2022
Stückzahl: 200 Stück splatter - 100 Stück weiß/schwarz swirl - 100 Stück blau/schwarz swirl - 100 Stück schwarz - 100 Stück Tape - 1000 CD
Label: Anarchy of Sound Records, Laketown Records, Elbpower Records, Kraut & Rüben Records, Oi! The Nische Records

Tracklist:
A1     Scherbenhaufen
A2     Arschlecken
A3     Dreck
A4     Dieser Weg
A5     Helden
A6     Strandgut
B1     Kollateralschaden
B2     Alltag
B3     Einbahnstraße
B4     Scheißsong
B5     MørDog
B6     Patentrezept

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Reviews

biotechpunk

Von der Bockwurschtbude gibt es ein neues Album und zwar das Vierte, wobei mir die vorherig drei bisher nicht bekannt sind, sowie mir auch die Band nicht bekannt ist.
Wobei die Band einen eher auffälligen Namen trägt, welcher schon in Erinnerung bleiben sollte, wenn ich drüber irgendwie stolpere. Wobei ich mir aber hingegen unter diesem Namen nichts weiter vorstellen kann. Außer das ich mich eher nicht zu solchen Buden hingezogen fühle. Aber wer weiß, vielleicht kann diese Bude hier überzeugen und auch wenn der Titel jetzt nicht so ansprechend ist; vielleicht erklärt es sich im Laufe dieses Tonträgers.
Einer der großen Fragen ist nun hierbei, was sich denn unter solch einen Bandnamen verbergen könnte. Deutschpunk vielleicht, möglicherweise gar Funpunk? Der Bezug zu Würstchen ist mir an dieser Stelle nicht ganz klar. Vielleicht hat es was mit dem Frankfurt zu tun, aus dem die Band kommt. Frankfurt an der Oder kommt die Band her, die Würstchen aber, soweit ich das erkennen kann, kommen aus dem anderen Frankfurt; dem am Main.
Aber will ich mich hier nun nicht an dem Bandnamen aufhängen, sondern zur Musik übergehen, welche schon in die Gattung des deutschsprachigen Punk passt, aber eben kein sogenannter Deutschpunk und auch kein Funpunk ist, wie vielleicht zu vermuten wäre, auch wenn das Coverartwort mal gar nicht nach so viel Fun aussieht.
Geboten wird, wie ich finde, recht harter, nach vorne gehender Punk. Die Band wurde 1995 gegründet und die Musik die hier abliefern erinnert mich ein bisschen an den harten Deutschpunk aus jener Zeit, wobei die Produktion druckvoll und von heute ist. Also keine Panik, den Waschkeller hört ihr nicht heraus. Wie gesagt, Vergleiche fallen mir hier gerade keine ein, was aber an dieser Stelle auch was gutes sein kann. Und, so druckvoll, wie das Album hier eröffnet, kann die Band mit ihrem Sound auch über die Genregrenzen hinaus Interessenten ansprechen. So kann ich mir gut vorstellen das Hardcore bis Metal Fans hier Geschmack dran finden könnten.
Doch sei gesagt, gute Laune wird hier nicht geboten werden, sondern vielmehr eher die ernsten Themen. Ein bisschen, wie es das Artwork hier verspricht. Ernsthafter Brutalismus, der mich ein wenig an Garath erinnert. Vielleicht sollten diese Plätze einst zum verweilen und sinnieren einladen und doch wurden sie an der Realität der Menschen, die dort leben sollen, vorbeigeplant. Genau an solche eine Lebenswelt erinnert ich der Sound und die Themen der Bockwurschtbude. Das mag vielleicht negativ klingen, verbunden mit der kräftigen Musik der Band liefert die Wurstbude aber eine mehr als hörbare Platte ab.
Mein Fazit: Der Bandname spricht mich immer noch nicht an und hätte ich jetzt einfach nur eine Band mit diesem Namen gehabt, ich hätte wahrscheinlich nicht reingehört. Dann hätte ich aber dieses Album der Bockwurschtbude verpasst, was dann doch irgendwie Schade gewesen wäre, denn der eher harte Punk Sound spricht mich schon an. Daher kann ich die Platte einfach weiterempfehlen an all jene, die ebenfalls druckvollen, lauten Punk mögen, der solide nach vorne geht und zugleich auf den Punkt kommende Texte im Gepäck hat.
Da Sippenhaft von der Bockwurschtbude auch auf Bandcamp zu finden ist, kann ich an dieser Stelle einfach nur empfehlen reinzuhören.

03.02.2023 by Sebastian biotechpunk.de

Nightshade-Magazin

Es ist schon witzig - einen nicht unerheblichen Teil meiner Jugend habe ich in der Punkszene verbracht, der ich bis heute verbunden bin.
Und zu der Zeit, als ich dort besonders aktiv war, hat sich in Frankfurt an der Oder die Bockwurschtbude gegründet.
Dennoch sind die Band und ich uns nie begegnet, bis ich sie im vergangenen Jahr bei einer gemeinsamen Show mit Fliehende Stürme in Bochum erleben durfte - und es hat sofort "Klick" gemacht.
Genau mein Ding, wenn es um Punk geht: Hohe Geschwindigkeit, cooler Sound, Texte die mal ernst und kritisch, aber auch mal mit einem schönen Augenzwinkern daher kommen.
Jede Menge Sympathiepunkte also!
Im Dezember hat die Bockwurschtbude ein neues Album namens Sippenhaft veröffentlicht, welches ich Euch auch schon längst vorgestellt haben wollte... Stress und andere Faktoren haben mich da etwas aus dem Zeitplan geworfen, und "zwischen Tür und Angel" wollte ich das auch nicht angehen, weswegen ich diese Review viel zu lange vor mich her geschoben habe.
Nun aber!
Wie gesagt: Punkrock vom Feinsten!
Damit könnte ich den Text eigentlich auch schon abschließen, aber das mache ich natürlich nicht.
Die mir vorliegende Version von Sippenhaft ist in edlem Vinyl gehalten, inklusive hochwertigem Schuber und einem überschaubaren, aber hübschen Booklet-Textblatt.
Beim Stöbern der Lyrik fällt gleich auf, dass hier auf plumpe Plattitüden und Parolen dankenswerter Weise weitestgehend verzichtet wird.
Natürlich legen die Herren ihre Finger in verschiedene gesellschaftliche Wunden, vorherrschend sind aber Selbstreflektionen und kritische Blicke auf das Verhalten der Menschen an sich.
Alles verpackt in einen knackigen Sound, der irgendwo an der Grenze zu düstereren Punkbands wie Fliehende Stürme entlang flaniert.
Das ist übrigens sicher kein Zufall, ist deren Andreas doch seit 2021 Teil der Bockwurschtbude und hat bestimmt ein paar Einflüsse zu Verantworten.
Das heißt aber keinesfalls, dass Bockwurschtbue in irgendeiner Form schlecht kopiert, im Gegenteil!
Das starke an der Band ist, dass ihr Stil durchaus Wiedererkennungswert hat, was in einem so straighten Genre wie dem Punk gar nicht mal so einfach ist.
Dass die Band ursprünglich aus dem Funpunk stammt, merkt man indes kaum noch - lediglich mit Scheißtag ist ein Song in jener Richtung zu finden.
Dafür aber ein verdammt cooler und origineller!
Soll ich sonst noch auf einzelne Songs eingehen?
Na gut, ich erwähne mal einfach das eingängige und antimilitaristische Helden, weil mir die Nummer besonders im Ohr hängt.
Oder Dräck, das mit einem markanten Riff eröffnet, um dann in Höchstgeschwindigkeit zum Pogo zu laden.
Oder Mördock, einfach weil der Titel dieses Liedes eine Art Buchstaben-Transformer zu sein scheint...
Okay, kommen wir zum Resümee:
Die Bockwurschtbude live zu entdecken war ein Glücksgriff, weilwegen sowieso meine Vibes.
Dass mir das neue Album gefallen würde, stand daher nahezu außer Frage - da hätten die Jungs schon verdammt viel Mist bauen müssen!
Tatsächlich ist Sippenhaft genau jenes dichte, starke Werk geworden, auf das ich gehofft hatte, und das meiner Ansicht nach in keiner gut gepflegten Punkrock-Musiksammlung fehlen darf.
Punk(t)!

25.01.2023 by Otti Nightshade-Magazin

Schafe Schuesse

9 Jahre sind zwar noch kein volles Jahrzehnt, aber doch eine verdammt lange Zeit. Dass diese dennoch wie im Flug vergehen kann, unterstreicht das neue Album von (Die) Bockwurschtbude aus dem östl gelegenem Frankfurt - also dem an der Oder. In Sachen Bandkarussell/Line Up-Wechsel-Dreherei hat sich auch in dieser nicht mehr unbekannten Punk-Band-Bude so einiges getan, was sich vor allem an den Neuzugängen "Riggø Rübe" (seit 2.015 dabei; Git.) und "Andie Agave" - vielen eher als Andreas Löhr (*Chaos Z; Fliehende Stürme) bekannt - (seit 2.021; Bass) bemerkbar macht, die auch beim vorliegenden Album bereits mitgewirkt haben.
Vorab veröffentlichten Bockwurschtbude bereits die Online/Digital Single "Scherbenhaufen" (Track 1), die auch den Albumopener markiert und die Weichen der Bandausrichtung im nun bereits 28. Bestandsjahr neu stellt, was aus meiner subjektiven Sicht auch gute Chancen mitbringt sich auch neue Hörer/-innen-, jüngere- und diese europweit zu erspielen. Bereits beim Opener geht es offensiv zu und streut pure Attitüde auf den "heißen Hund", der ins Mikro keift. Hier wird der Scherbenhaufen, der sich Welt nennt, laut besungen und macht darauf Bock mehr zu hören, bzw. mehr zuzuhören. Ich könnte jetzt etwas Chaos Z Einflüsse schreiben alles noch größer ausschmücken, da das aber in der Natur der Sache liegt, erspare ich Euch das - "Arschlecken" (Track 2). Was positiv ins Gewicht fällt, ist die Kante, die den bisherigen Stücken wie der sprichwörtlich rote Faden inneliegt. Ob es am Bundesland Brandenburg insgesamt liegt, dass mir vergleichweise - in Sachen Drive und Sound - z. B. Krückenkrieger (R. i. F.) einfallen oder am teils problematischen Landstrich, in dem es auch viel urzeitlichen- und empathielosen "Dreck" (Track 3; Anspieltip I) gibt, vermag ich nicht so recht zu sagen, aber es lässt eine Atmosphäre entstehen, die mich an die '80er und '90er Jahre erinnert, als auch eine Art Aufbruchsstimmung hin zu mehr Selbstbestimmung konstanter Teil der punkigen Wege war. Bockwurschtbude würden einem neuen Schlachtrufe BRD Sampler auf jeden Fall gut zu Ohren stehen.
"Dieser Weg" (Track 4; Anspieltip II) bringt ebenfalls Nähe zur ohrweichen Butter mit, während zwar der Kerngesang als Säule in der Mitte bleibt, die Arrangements allerdings noch zeitgemäßer bestechen. Gerade bei diesem Stück dachte ich einige Male, dass Die Bockwurschtbude hierbei den extrem schmalen Grat mit meisterhaften Feingefühl ausgewürzt haben, trotz einfacher Rezeptur. Versuche dieser Art haben auch schon Bands wie Betontod oder Dritte Wahl gewagt und haben/hatten sich (zumindest temporär) in eine Richtung entwickelt, die nicht mehr jedem/jeder Hörer/-in gefiel, die bis dahin Teil der Follower/Like-Crowd waren. Wenn Bockwurschtbude nicht den fatalen Fehler begehen genau das aus-, bzw. zu überreizen, könnte sich da etwas Großartiges einer zweiten Blüte-, im Sinne eines neuen Frühlings entwickeln. Zwar erfinden Bockwurschtbude die Themen nicht neu und besingen z. B. mit "Helden" (Track 5) auch politisch brisante Brandthemen, tun dies aber ungebremst mit Zug nach vorn und lassen auch noch etwas mehr Arrangement-Abwechslung verlauten.
Bislang kann ich weder Langeweile-, geschweige denn eine Tendenz in Richtung "low Level" ausmachen. Auch das Thema 'Zukunft' kommt per "Standgut" (Track 6; Anspieltip III) zu neuen Blickwinkeln, ob man dabei am Ende von "No Future" oder "A Future" sprechen kann, findet Ihr bitte selbst heraus. Ich kann aber zumindest so viel verraten, dass man mit etwas genauerem Ohr auch ein Gefühl dafür bekommen kann, wie sich Frankfurt/Oder anfühlen könnte. Zumindest kam mir das beim Hören direkt in den Sinn. Die teils clever hintergründig gespielten Gitarrenläufe haben dabei die Finger auch mit im Spiel und das im wahrsten Wortsinn.
Und wenn man schon beim Zukunftsthema ist, geht es unweigerlich auch um Wohlstand, Macht, Ausgrenzung und Gesellschaft - "Kollateralschaden" (Track 7; Anspieltip IV). Ich könnte mir gut vorstellen, dass auch einige HardcorePunk Bands  unterschwellig Einflüsse mitgegeben haben. Zumindest könnte ich mir dieses Stück saugut auf einer Playlist in direkt Nachbarschaft zu Rawside oder OHL vorstellen, abgesehen von den unterschiedlichen Stimmfarben der jeweiligen Sänger.
Ganz anders gelagert, beginnt bassintoniert "Alltag" (Track 8; Anspieltip V) und lockert die Gesamtatmosphäre komplett auf. Dabei hat das Stück stellenweise  Leichtfüßigkeit im Gepäck. Man bekommt direkt Bock die wintermüden Knochen zu bewegen. Manchmal erinnert mich der Gesang witzigerweise an den "welt-einzigsten" Stumpen von Knorkator. Mit dessen Gesicht im Kopf, bekommt man das Grinsen auch nicht mehr aus dem Gesicht. Gern mehr davon. Dieser Moment bleibt am Anfang von bei "Einbahnstraße" (Track 9) auch noch mit an Bord, verflüchtigt sich aber dank der schön abwechslungen Arrangement-Wechsel auch schnell wieder. Ein gutes Stück übrigens, um sich selbst zu hinterfragen, statt nur die Anderen. ;)
Was darf man von einem Stück erwarten, das "Scheißsong" (Track 10) betitelt ist? Findet es selbst raus, haha. ;) Ich verrate nur so viel, dass dieses Stück von der Grundatmosphäre her gut zu "Alltag" passt, zumindest zwinkert es. Mit "MørDog" (Track 11) geht es langsam in Richtung Ziellinie und bringt quasi eine Art musikalische Mischung aus der ersten Albumhälfte und der zweiten mit. Ich würde sogar sagen, dass hier erstmals bei diesem Album ein klitzekleiner Metal Einfluss mitläuft?! Das jedoch verläuft sich im Instantvergessen, sobald die ersten Töne von "Patentrezept" (Track 12) zu Ohren kommen und dieses Album nach etwas über 30 Minuten in einen neuen Hafen einlaufen lassen.
Ich bin jetzt schon gespannt wie diese Stücke live rüberkommen. Zu Hause gehört, machen sie auf jeden Fall Lust zum Ausgehen, wobei manches Stück sich bestens für die Kneipen- und/oder Clubbeschallung eignet. (natürlich in ensprechendes Rahmen)
V.Ö. 02.12. 2.022
8,0/10 Schafe Schüsse

18.01.2023 by Danny B schafe-schuesse.de

Ramtatta

DIE BOCKWURSCHTBUDE hat ein neues Album raus gebracht.
Die gibt es noch?
Ja, die gibt es noch. Genau den gleichen Gedanken hatte ich auch.
Die Band hat sich in Frankfurt an der Oder im Jahre 1995 gegründet. Die folgenden Jahre spielte die Band viel in Brandenburg und in Berlin und machte sich einen Namen. Für mich war die Band immer etwas unter dem Radar. Natürlich hatte ich sie auch mal live gesehen und natürlich bekam ich immer mal wieder was Neues von der Combo mit, aber richtig fesseln konnte die Band mich damals nicht.
Nach neun Jahren hat die Band mit “Sippenhaft“ ein neues Album veröffentlicht. Die neuen Songs begrüßen einen in einem Cover des sogenannten “Mäusebunkers“. Das Bauwerk wurde mal von der FU-Berlin betrieben und war ein Tierversuchslabor. Das es noch steht lässt sich nur damit erklären, dass das Gebäude ein Paradebeispiel des Brutalismus ist. Vom Baustil her aber die Tiere werden das genauso empfunden haben. Schon komisch, dass keine Band vor DIE BOCKWURSCHTBUDE dieses ikonische Gebäude auf ein Cover gedruckt hat.
Ganz so ikonenhaft wie das Gebäude ist die Musik von DIE BOCKWURSCHTBUDE nicht, aber sie ist durchaus beachtenswert. Die ersten Songs erinnern vom Stil an Alarmsignal und Popperklopper sowie auch Normahl. Schneller, melodischer Punkrock mit szenetypischen Texten. Geht gut ins Ohr. Die weiteren Songs weiten den Stil dann etwas, so dass auch Anleihen an die Berliner Band No Exit nicht zu verleugnen sind (besonders der “Scheißsong“ könnte direkt von der Band geschrieben worden sein). Die röhrenden Gitarren begleiten die Songs recht dominant und geben den Liedern eine rotzige Note. Das Schlagzeug ist ebenfalls recht weit vorne und der Tiefbass ist vielleicht sogar etwas zu fett aufgenommen worden. Der Gesang macht ab und an den Eindruck als ob er gegen Gitarre und Schlagzeug ankämpfen muss um gehört zu werden.
Die Songs sind alle nicht schlecht und trotzdem muss ich auch nach mehrmaligem Hören sagen, es bleibt wenig hängen. Es ist guter deutschsprachiger Punkrock der sich nicht zu verstecken braucht, aber er hat in meinen Augen zu wenig um markant hängen zu bleiben. Dort wo die Band sich bewegt sind die Positionen (noch) klar verteilt. Natürlich lässt sich gitarrenlastiger, melodischer deutschsprachiger Punkrock nicht immer neu erfinden. Das weiß ich aber trotz dieses Arguments kann mich “Sippenhaft“ nicht vollständig überzeugen. Irgendetwas fehlt. Die Torte sieht gut aus, schmeckt auch gut aber etwas nicht wirklich bestimmbares fehlt. Ist es die Kirsche? Sind es mehr Streusel?
Grundsolider Punkrock der Spaß macht, das ist “Sippenhaft“ für mich.
Mehr nicht....leider.

08.12.2022 by Frank ramtatta.de

Rock Magazine

Frankfurt an der Oder ist für sein Kleist-Museum, sein Junkerhaus oder andere kulturelle Sehenswürdigkeiten berühmt, aber nicht unbedingt dafür eine Hochburg des Punk Rock zu sein. Auch das es die Jungs von der/ Die Bockwurschtbude in ihrer fast dreißigjährigen Bandgeschichte auf ihre vierte LP bringen, zeugt davon, dass im östlichen Frankfurt der Punk Rock mehr im Underground agiert.
Auch sollte man nicht voreilig wegen des doch recht belustigenden Bandnamen darauf schließen, dass es sich hier um eine 08/15-blödel-Punk-Combo handelt. Ganz im Gegenteil geht es auf Sippenhaft recht ernst zur Sache. So prangert man textlich den alltäglichen Wahnsinn einer kaputten Welt an, den doch so manchmal monotonen Alltag oder einfach nur Idioten, die einem tagtäglich über den Weg laufen.
Diese gedichteten Wortjuwelen verpackt man musikalisch in ein Outfit, was dann doch in Richtung Fun Punk geht. Man könnte auch sagen, alles was die Band ankotzt wird mit eingängigen Melodien unterstrichen. Die gehen gleich gut in die Horchlappen und haben dieses gewisse Etwas. Die Klampfen braten ordentlich und mit ein wenig Ska rundet man die Sache ab.
Fazit: Sippenhaft ist ein Album der Gegensätzlichkeiten, die sich ja bekanntlich anziehen. Ernsthaft, abwechslungsreich, gereift, ungestüm und es macht einfach Spaß Sippenhaft zu hören. Deswegen, 8,5 von 10 Bängs.

09.01.2023 by Christian rockmagazine.net

punkrocknews.de

Bockwurschtbude existieren mittlerweile bereits seit 1995 und irgendwo habe ich diesen Bandnamen doch auch schon mal gehört...aaah und da ist er auch schon wieder, dieser Ohrwurm – Oi!kalyptusbonbon, Oi!kalyptusbonbon …
Puh, der Song muss ja auch schon über 15 Jahre alt sein, also bin ich doch mal gespannt, wie sich die vier Musiker mit der Zeit so entwickelt haben!
Mit „Sippenhaft“ kommt nun also das dritte Album der Punkrocker daher. Dazwischen gab es immer wieder mal kleinere Veröffentlichungen und Samplerbeiträge.
Bei „Sippenhaft“ bekommt der Hörer nun in 30 Minuten ganze 12 Songs geboten, allesamt mit deutschem Text. Direkt beim Opener „Scherbenhaufen“ merkt man, dass die Bockwurschtbude sich nach über 25 Jahren Bandgeschichte tatsächlich weiterentwickelt hat. Dennoch sind sie ihrem Stil soweit treu geblieben.
Die Songs auf diesem Album kommen allesamt recht druckvoll und schnell daher – was jedoch direkt auffällt ist, dass die Texte, bis auf „Scheißsong“, eher weniger mit Funpunk zu tun haben, so hätte man aufgrund des Bandnamens vermutlich eher mit lustigeren Texten und Themen gerechnet. Auch lässt sich aus der Bandbiografie heraus lesen, dass die Bockwurschtbude damals in Fun Punk Manier gegründet wurde. So hatte ich jetzt auch „Oi!kalyptusbonbon“ eher in Erinnerung.
Auf „Sippenhaft“ wird sich dagegen viel mehr mit ernsteren Themen beschäftigt, was jedoch keinesfalls negativ zu erwähnen ist. Man merkt halt, dass die Jungs auch älter geworden sind. Bei Songs wie „Dreck“ bleibt dann sogar der ein oder andere Ohrwurm hängen. Dieser ist auch zugleich mein Favorit auf diesem Album.
Im Ganzen ist „Sippenhaft“ auf jeden Fall ein gelungenes Album, wer energiegeladenen Deutschpunk mag, sollte hier unbedingt mal reinhören!

08.01.2023 by Hannah Engelke punkrocknews.de

musikreviews.de

Trotz des eher amüsanten Namens liefert DIE BOCKWURSCHTBUDE mit „Sippenhaft“ ein feines Punk/Oi!-Brett, bei dem einem das Lachen eher mal im Hals stecken bleiben kann.
Das fängt schon beim Einstieg „Scherbenhaufen“ an, der nicht nur von einem dezent atonalen Gitarrensolo veredelt wird, sondern sich textlich mit dem Erstarken diverser radikaler Gruppierungen beschäftigt. Musikalisch gibt’s Punkrock ohne Schnörkel, aber mit viel Tempo.
Dieses Rezept wird stur durchgezogen, wobei sich die Texte immer mal in die eine oder andere Richtung drehen.
„Arschlecken“ pöbelt auf den ersten Blick gegen Polizeigewalt und den verlängerten Arm des Staates an sich, beschäftigt sich auf den zweiten Blick aber auch mit den Vorurteilen in Polizeikreisen, die immer mal zu vorschnellen Entscheidungen und diversen Überschreitungen von Kompetenzen führen.
Mit Texten dieser Art legt DIE BOCKWURSCHTBUDE den Finger in eine der vielen Wunden unserer Gesellschaft und die Musiker zeigen, dass sie durchaus mit offenen Augen durch die Welt gehen. Die Reflexion des Alltags findet sich immer wieder in den Texten und ein Song wie „Helden“ scheut auch das ganz heiße Eisen nicht (es geht um Kriege und die Rolle bzw. das Verständnis von Soldaten). Dabei zeigt die Band nicht nur einen kritischen (und auch sarkastischen) Blick auf die Rolle des Militärs in unserer Welt, sondern liefert ein musikalisches Brett ab, das die Wut im Bauch des lyrischen Ichs perfekt auf den Punkt bringt.
„Strandgut“ beschäftigt sich mit der Flüchtlingskrise, könnte sich aber auch auf vergangene Ereignisse übertragen lassen (Kriegsflüchtlinge generell) und um den Kreis zu schließen, dreht sich „Kollateralschaden“ um die politischen Ignoranz gegenüber Themen wie Flüchtlingen und das Reizpotential, das deren Anwesenheit in den ein- oder anderen Kreisen hervorruft. Das ist zwar auch heute noch ein aktuelles Thema, aber gerade in Zeiten, in denen gewisse politische Tendenzen eindeutig gegen die inländische Bevölkerung gerichtet sind, wirken solche Aussagen doch irgendwie zwiespältig, bzw. könnten bei manchem Hörer auf den falschen Acker fallen.
Mit „Einbahnstraße“ treffen die Musiker dagegen den Nagel auf den Kopf, denn Ignoranz gegenüber anderen Meinungen ist aktuell wie nie und die Kategorisierung in diverse 'Lager' führt immer nur zu noch mehr Spaltung und Konflikt. Dass der Song außerdem als flotter Punker aus den Boxen schallt, ist gut repräsentativ für die Qualitäten dieses Albums. Denn DIE BOCKWURSCHTBUDE haben was zu sagen und wollen ihrem Genre entsprechend Stellung beziehen. Daran ist im Grunde ebenso wenig auszusetzen wie an dem humoresken Ausflug „Scheißsong“. Zu Uptempo-Groove wird hier vom sprichwörtlichen Tritt in die Scheiße sinniert, ein bisschen Spaß muss schließlich auch sein.
„Am Anfang steht der Traum und nicht der Plan“ ist dann nicht nur eine Zeile aus dem Kämpfersong „Patentrezept“, sondern könnte auch als Lebensphilosophie verstanden werden, was dem Album einen positiv-energischen Abschluss verleiht.
FAZIT: Kurz und knackig kotzen sich DIE BOCKWURSCHTBUDE auf „Sippenhaft“ über die aktuellen Zustände der Gesellschaft aus. Das ist Punkrock/Oi! im besten Sinne. Die Musiker nehmen kein Blatt vor den Mund und kloppen sich (auch musikalisch) ungehobelt durch die Botanik. Sicher wird das nicht jedermanns Sache sein und hier und da auch auf Kritik stoßen, aber aus rein musikalischer Sicht gibt’s hier nix zu meckern.

07.01.2023 by Dominik Maier musikreviews.de

Underdog Fanzine

Die in den Anfangstagen angewandte Fun-Punk-Manier ist im Jahre 2022 vollständig abgelegt worden. Und das ist gut so. Für die musikalische Evaluierung stand auch ein Besetzungswechsel an. So ist ist neben der Urbesetzung um Mirko Mostrich und Mieschka Mayonaise seit 2016 Riggø Rübe und seit 2021 Andie Agave (unter seinem Pseudonym „Andreas Löhr“ auch bei FLIEHENDE STÜRME und CHAOS Z aktiv) im der Imbiss-Bude aktiv.
Eine musikalische Metamorphose, wenn punk die früheren Tonträger kennt. Und ein gewaltiger Schritt hin zu einem Reifezeugnis. Die Bockwurschtbuden-Betreiber benötigen keine scharfe Sauce oder Extragroße Portionen, sondern legen Wert auf die richtigen Zutaten: roh und rau, hungrig und in der Gedanken- und Themenwelt abgebrüht und ein wenig poetisch.
Gedanken um das Hier im Jetzt, um die Zukunft. Ein ironischer Ruf nach echten Helden im Krieg und mit "Dreck" ein klassisches "Deutschpunk-Gewitter-Lied im Sog von Fahnenflucht ("Alles Lüge, alles Dreck!").
Der Weg ist das Ziel, aber der ist steinig, voller Barrikaden und Hindernisse. Da bleibt ein Herz für die Underdogs, die Ausgestoßenen, die als "Kollateralschaden" auf der Strecke bleiben. Der "Alltag" treibt dich raus, vielleicht in den Park. Da kriegste den Kopf frei und triffst ein paar Gleichgesinnte. Und bekommst einen Perspektivwechsel. Für die beste Bockwurscht brauchst du kein Patentrezept, sondern ein gutes Zusammenspiel im Team (und auch mal ein kräftiges Solo) und den festen Glauben auf das eigene Können. Das zahlt sich aus, um den Appetit zu stillen und die angestaute Wut zu kompensieren! Noch etwas Bautzner dazu?

30.11.2022 by underdog-fanzine.de

voice of culture

Es gibt ja bekanntlich Sachen, die ihre Zeit brauchen. Ein gutes Bier braucht z.B. 7 Minuten, eine Bockwurst braucht auch etwa 5-7 Minuten bis sie heiß ist. Doch dann gibt es da Dinge die länger dauern, ich habe jetzt 22 Monate gebraucht um mal wieder eine Plattenrezension zu schreiben, das passt in dem Moment ganz gut, da die Bockwurschtbude sich ja auch Zeit gelassen hat mit ihrem neuen Album. Da scheint sich im Übrigen in Frankfurt (Oder) eine Normalität einzuspielen, dass gute und in der Tat auch richtungsweisende Punk Alben 9-10 Jahre brauchen.
War ich vom Album “Back to the roots” schon angenehm überrascht, da es ohne trashigen Deutschpunkschunkelsound daher kam, setzen die vier Jungs mit dem neuen Album “Sippenhaft” noch einen drauf und haben textlich an Ernsthaftigkeit zugelegt. Musikalisch machen sich die Besetzungswechsel positiv bemerkbar (wilkommen Andie Agave) und so geht es mit zwei Bässen deutlich rauer und energischer zur Sache.
Die 12 Songs auf dem Album sind inhaltlich deutlich Kritischer und arbeiten sich an fast allem ab, was in unserer Gesellschaft gerade passiert. Sei es die wiederholte Debatte um den Dienst an der Waffe (Helden). Die Konsumgesellschaft in der alles zur Ware wird (Dieser Weg) und jeder für sich die Wahrheit gepachtet hat, ohne dabei über den Tellerrand zu blicken (Einbahnstraße) und dabei den Blick auf Menschen in Teilen der Erde verliert, die zur Flucht gezwungen werden (Strandgut, Kollateralschaden). Genauso das stupide hinnehmen von Zuständen, in denen mehr Zivilcourage angesagt wäre (Patentrezept), bis hin zur Repressionsschraube durch den Staat (Arschlecken) weil man sich für den nicht ändern will. Lediglich das Stück “Scheißsong” lässt noch etwas Ironie aufkommen.
Wer zu Weihnachten musikalisch was anderes sucht als “Stille Nacht - heilige Nacht" oder die nervige Schlagermucke auf dem Weihnachtsmarkt, dem sei das Album sehr ans Herz gelegt. Vielleicht bringt es auch etwas ernsthafte Nachdenklichkeit in die Weihnachtszeit und wir besinnen uns im neuen Jahr darauf, etwas kritischer und reflektierter ans Werk zu gehen.
Die LP Sippenhaft erscheint im dicken Klappcover und in schwerer 180g Pressung mit verschiedenen Farben. Dazu gibt es ein Textblatt und das ganze gibt es noch als CD obendrauf. Die Tape-Version wird in limitierter Auflage (100 Stück) bei Oi! The Nische zu erwerben sein.
Zudem gab es zum Pre-Order Start ein Video, welches im Sommer gedreht wurde, welches stilecht u.a. in einem Frankfurter Hinterhofgarten spielt.

05.12.2022 by Jan voiceofculture.de

Away From Life

Bockwurschtbude hatte ich bisher nicht so wirklich auf meinem Punkrockradar, auch wenn der Namen bereits seit einiger Zeit – ziemlich genau seit 1995 – im Orbit floriert. In dieser Zeit haben die Brandenburger immerhin drei Langspieler und einige kleinere Formate veröffentlicht.
Insgesamt erwarten interessierte Punkrocker*innen bei Album Nummer 4 Sippenhaft zwölf sehr gefällige deutschsprachige Punkrocknummern mit einer Gesamtspielzeit von 30:33 Minuten. Was sofort auffällt sind die eher destruktiven Songtitel, die keinerlei Funpunk-Attitüde versprühen. In diese Ecke hätte ich die Band aufgrund des Bandnamens erstmal gesteckt (womit ich nach einer kleinen Recherche wohl nicht ganz alleine bin/war). Ergo lohnt es sich – sofern man mit Funpunk ein Problem haben sollte –  auch mal hinter die Fassade von scheinbar spaßigen Bandnamen zu gucken. Spätestens bei den Songtiteln und den Lyrics dürfte es jedoch jedem klar geworden sein: Die Punkrocker aus Frankfurt/Oder haben (wirklich) etwas zu sagen und teilen das den Hörer*innen auch ohne Umwege mit. Mit Scheißsong gibt es neben aller Ernsthaftigkeit auch noch ein etwas „spaßigeres“ Stück. Das gilt auch oder vor allem für das Musikalische, das an dieser Stelle die bis dato latent monoton-depressive Stimmung des Albums etwas hinter sich lässt. Das bedeutet nicht, dass die Musik einschläfernd wirkt, im Gegenteil. Der Opener Scherbenhaufen geht erstmal straight voran, setzt phasenweise die Gitarren schön in den Vordergrund. Und eigentlich reisst die Intensität nie so richtig ab. Scheißsong unterbricht einfach die latent depressive Stimmung musikalisch auf eine erfrischende Art und Weise. Jetzt mal ganz ab davon: Eigentlich hat Sippenhaft im Allgemeinen keinen wirklich schlechten Song – checkt doch exemplarisch einfach mal den Opener, Dreck, Helden oder auch Strandgut. Damit bekommt man eigentlich einen ziemlich guten Eindruck von den Brandenburgern und deren Sippenhaft.
Was bleibt ist das Fazit: Sippenhaft und die 12 dazugehörenden Lieder laufen eigentlich problemlos und ohne Pause durch. Die vierte Platte der Brandenburger ist eine sozialkritische, latent düster gehaltene Punkrockplatte, deren Gesamtkonzept zu überzeugen weiß. Einen unnötigen oder gar beschissenen Song konnte ich nicht wirklich finden – wirklich fröhlicher geht man jedoch keineswegs aus der Listening-Session. Etwas düster bis depressiv, teilweise ansprechend monoton: So kann man das Album eigentlich ganz gut beschreiben. Eigentlich sogar die gesamte menschliche Realität. Daher: Alles richtig gemacht, Bockwurschtbude.

05.12.2022 by Timbo awayfromlife.com

Schwarzhörer.de

Die Bockwurschtbude meldet sich mit dem neuen Album Sippenhaft zurück, fast 10 Jahre nach ihrem letzten Full-Length-Album Back to the roots. Aber wenn man die Bandgeschichte ein wenig verfolgt, dann merkt man, dass die Band sich gerne etwas Zeit lässt: das Debütalbum Ein Ende am Licht des Tunnels ist auch erst im Jahr 2007 erschienen, über zehn Jahre nach der Bandgründung im Jahre 1995. In den über 25 Jahren Bandgeschichte gab es auch ein paar personelle Umbesetzungen, allerdings sind mit Mikro Mostrich (Voc/Git/Bs) und Mieschka Mayonaise (Dr/Voc) noch immer zwei Gründungsmitglieder aktiv. Vervollständigt wird das Quartett aktuell von Riggø Rübe (Git/Bs/Voc) und Andie Agave (Bs/Voc), den man auch als Andreas Löhr von Fliehende Stürme kennt. Aber is ja auch wurscht, ran an Speck
Den Opener übernimmt der Song Scherbenhaufen, den man auch als Musikvideo bei YouTube bestaunen kann, mehr dazu weiter unten. Jedenfalls zaubert mir dieser Track schon ein feines Grinsen ins Gesicht. Denn mittlerweile habe ich das Gefühl, dass heutzutage der Punkrock immer etwas weichgespült daher kommt: zwar zu hart für Popmusik, aber Punk ist das bei aller Liebe häufig auch nicht mehr wirklich. Allerdings: wer bin ich, dass ich entscheide, was Punk ist und was nicht. Nur irgendwie fehlt mir oft diese für Punkrock typische Grundaggressivität. Und was soll ich sagen? Hier ist sie wieder! Die Bochwurschtbude macht Punkrock. Schöner, alter, grundsolider Punkrock. Mit schrammelnden Gitarren und ordentlich Rotz in der Stimme kriegen die Hörer*innen gleich die Scheiße der Welt um die Ohren geschmettert. Und mit Arschlecken gibt es auch einen richtig starken Song für „Ann-Cathrin-Aus-Berlin“.
Mein persönliches Highlight der Platte ist aber Dieser Weg. Der Refrain kommt schon fast melodisch daher und lässt auch mich ein stückweit meine Art zu leben überdenken… Wobei mich Strandgut und auch Kollateralschaden schon wieder wissen lassen, wie gut und privilegiert ich doch leben darf. Weder muss ich die Qualen einer Flucht ertragen, nur um am Ziel geächtet zu werden, noch muss ich gucken, wo ich morgen schlafe oder was zu essen bekomme. Mit Scheißsong kommt auch noch ein bißchen Spaßpunk dazu – Andi Brehme würde sagen: „Haste scheiße am Fuß, dann haste Scheiße am Fuß“. Den Abschluss macht der ebenfalls sehr geile Track Patentrezept – „am Anfang steht der Traum und nicht der Plan“.
Zur Platte wurde auch bereits ein Video produziert. Der Track Scherbenhaufen ist auf dem YouTube Kanal von Hardcore Worldwide zu bestaunen. Geiler Track, geiles Video! Und ganz nebenbei auch noch ein ziemlich cooler YT-Kanal mit ner Menge coolen (Musik)Videos.
Die Zugaben fallen zwar nicht enorm riesig, dafür aber durchaus Sinnvoll aus. Neben der Vinyl, die es in diversen verschiedenen Farben gibt, findet sich in dem Gatefoldcover das Album auch noch auf CD wieder. Perfekt, mir fehlt nämlich noch immer der Plattenspieler im Auto. Außerdem ist ein doppelseitig bedrucktes Textblatt dabei. Das (in meinem Fall) schwarze Vinyl haust vorbildlich in einer gefütterten, ebenfalls schwarzen Innenhülle. So mag ich das.
Die Bockwurschtbude meldet sich nach fast zehn Jahren mit Sippenhaft zurück. Und das lange Warten hat sich durchaus gelohnt. Auch wenn ich immer versuche Vergleiche mit anderen Bands zu vermeiden, so muss ich diesmal aber sagen, dass mich die Songs oft an eine Mischung der alten Streetrock-Zeiten von Verlorene Jungs aus dem Ruhrpott und Dritte Wahl erinnern. Beides Bands, die ich seit Jahren sehr schätze. Und Die Bockwurschtbude wird ab jetzt auch dazu gehören.
Auch die physische Qualität der Platte kommt sehr gut daher: das dicke Vinyl dreht rund und plan und hat auch ungewaschen nur wenige leichte Knackser. Den Sound finde ich für eine Punkrockplatte recht gut abgemischt. Nicht allzu glatt gebügelt wirkt es sehr authentisch. Alles in Allem also ein (Oi)Punkalbum mit Hand und Fuß – quasi die Bärchenwurst unter den Punkrockplatten. Und somit meiner Meinung nach wenigstens für die, die in diesem Genre unterwegs sind, ein klarer Pflichtkauf.

05.12.2022 by Andreas Schwarzhörer.de

Kapeiken Post Fanzine

Oha....da haben mir die Jungs von der Bockwurschtbude ja einen ziemlich flotten Streetpunk-Kracher einfliegen lassen.
Früher (Ende 90er/Anfang 2000er) waren die BWB aus Franfurt (Oder) ja ein Garant für Rumpel-Schunkel-Uffta-Uffta-Punk, der zwar starke Ernsthaftigkeits-Mängel aufwies....dafür aber umso mehr eine promillehaltige Ambiente an Mama und Papas Kellertheke (....natürlich wenn diese nicht im Hause waren) bei Dosenbier & Rum-geassel angemessen unterstrich.
Mit dem neuen Album sind die BWB natürlich von ihrem da-maligen Sound meilenweit entfernt und liefern her richtig gut gespielten, sauberen und klaren Streetpunk ab, der aber immer noch rotzig genug ist um den alten Stammkunden-Kreis be-dienen zu können.....und das in einem zackigen Tempo. Eine Überraschung ist das jetzt eigentlich nicht, da der jetzige Stil von BWB auch schon auf den letzten Alben erkennbar war. Aber mit "Sippenhaft" setzen sie nochmal schön einen obendrauf; musikalisch wie auch textlich. Im Promo-Beiblatt schreiben BWB selbst: ".....musikalisch gereift, sowie ernsthafter und abwechs-lungsreicher denn je". Yup, dass kann ich mal so bestätigen. Ob ihnen die Ensthaftigkeit von Andreas Löhr (Chaos z / Fliehende Sürme), der dort seit 2021 den Bass zupft, eingeimpft wurde...? ....ich weiß es nicht, dass ist nur eine Vermutung meinerseits. Na gut...ok, mit dem Titel "Scheißsong" rutscht man zwar wieder etwas in ein früheres Niveau hinein, wo es thematisch um Kacke-Brei am Schuh geht.....aber was solls (schulterzucken). Mit den den 11 anderen Song geht man aber andere Wege, die sich recht allgemein mit Inhalten wie zB der Umgang mit Regeln und Vorgaben von Politik und Gesellschaft, dass alles den Bach runter geht, Militarismus, Lebens-Lethargie usw beschäftigt.  Aber auch immer wieder der Aufruf; sich nicht unterkriegen zu lassen und den Arsch hoch zukriegen. Anspieltipps spar ich mir....am besten komplett durchhören.....und sich dem massiven Druck der Scheibe entgegenstellen (...oder ggf beugen). Unten steht auch wieder ein Bandcamp-Link, da könnt ihr euch selber durch die Songs wurschteln und euch einen eigenen Eindruck über das BWB-Neu-werk verschaffen. In meinen Fall muß ich echt zugeben, dass mich dieses Album wirklich beeindruckt hat. Ich bin in Sachen Reviews ja eher der kritische Nörgler-Typ......aber in diesem Fall hab ich absolut nichts zu beanstanden. Also Kapeiken-Stempel drauf und durchgewunken...zack fertig.
Stop! Doch noch nicht fertig. Jetzt kommt nochmal etwas Produkt-Detail-Gefasel: das Scheibchen bringt nämlich nicht nur fette 180g auf die Waage, sondern bietet sich noch in verschiedenen Farben an und dann noch splatter, marbled, swirl usw. Das ganze kommt in einem Gatefold-Cover (+ Textblat)t in dem dann noch zusätzlich eine CD-Version von "Sippenhaft" drin steckt.....verrückt,ne. Es würde mich nicht wundern wenn da noch irgendwo ein Download-Code mit bei ist.....bis jetzt hab ich aber noch keinen gefunden. Und für jene, die den Hals nicht voll genug kriegen können gibt es auch noch eine Tape-Version......puh, da habt ihr in jeder Hinsicht die Wahl. Nun gut....an dieser Sache waren ja auch einige verschiedene Labels beteiligt. Wer genau seht ihr unten bei den Links die ihr wie gewohnt für Order, Kontakt, Gigs, Gratulationen, Grüße oder was-weiß-ich nutzen könnt. Gebt der Platte eine Chance und hört da mal rein....es lohnt sich.

12.12.2022 by R. Lance Wolski Kapeiken Post Fanzine

Vinyl Keks

Na was hat uns denn da die Katze kurz vor Weihnachten vor die Tür gelegt? Ne Bockwurschtbude? Die Bockwurschtbude? Richtig gelesen. Die Bockwurschtbude haben am 02.12.22 eine neue Platte veröffentlicht welche „Sippenhaft“ als Titel trägt. Kaum zu glauben, dass dies erst der 3te Longplayer in der, mit 27 Jahren nicht kurzen, Bandgeschichte ist. Seit November 1995 existiert die Bude mit den dicken Würsten jetzt schon, welche anfangs als eine 2er Combo im Brieftauben-Stil und in Fun Punk Manier gegründet wurde.
Einige Samplerbeiträge später kam dann erst im Jahr 2007 das Debütalbum und jetzt also „Sippenhaft“, welches direkt in 4 verschiedenen Versionen erhältlich ist: normales schwarz, black/white marbled swirl, blue white black swirl und weiß mit einem blauen und roten Splatter. Mir liegt letztere Version vor. Wenn man die Casetten-Version noch dazu zählt, haben insgesamt fünf(!) Labels ihre Finger im Spiel, denn die Version ist ausschließlich bei Oi! The Nische Records erschienen. Das ist ne ganze Menge.
Die Vinyl-Version kommt in einem ansprechenden Gatefold Cover daher und macht, finde ich, schon optisch bewusst, dass Die Bockwurschtbude auf „Sippenhaft“, laut eigener Aussage musikalisch gereift, ernsthafter und abwechslungsreicher geworden sind. Was nicht zuletzt auch an verschiedenen Besetzungswechseln liegen kann. Dem Vinyl beiliegend ist noch ein Textinlay sowie die CD-Version des Albums.
Musikalisch gereifter, ernsthafter, abwechslungsreicher. Eine Mischung die ich so direkt unterschreiben kann. Anfangs etwas abgeschreckt von der musikalisch-gereift-Aussage war die Erleichterung bei mir groß als ich die Platte zum ersten Mal aufgelegt habe und mir der Opener „Scherbenhaufen“ um die Ohren flog. Schnörkellos, dreckig und kein überproduziertes Studiomonster waren die ersten Stichworte, die mir in den Sinn schossen. Als dann der, mit einer ordentlichen Portion Wut, ins Mikrofon geschriene Text folgt ist es um mich geschehen. Ich lass euch hier einfach mal die ersten Zeilen des Albums da, in mir hat sich sofort eine Art Let’s start a Revolution – Gefühl breit gemacht und das ist etwas was der moderne Deutschpunk bei mir nur selten schafft.
Ein perfekter Opener. Die Bockwurschtbude sind auf „Sippenhaft“ einfach erfrischend unperfekt, angepisst und rotzig, was sie in den darauffolgenden Liedern nur noch untermauern.
„Helden“ gehört für mich zu den absoluten Highlights von Sippenhaft. Ein Anti-Krieg Lied, bzw. eher ein Anti-Militär Lied welches mich in der aktuellen Zeit komplett abgeholt hat. Ich würde jetzt gern noch darüber schreiben, wie dieses Lied mit seiner Schnelligkeit dem Hörer oder der Hörerin die Birne durchpustet, mir fehlen an der Stelle aber mal kurz die Worte. Das Ding ist einfach geil. Punkt.
Weitere Titel die ich meinem besten Freund empfehlen würde sind definitiv „Strandgut„, „Dieser Weg“ oder „MørDog„.
Fazit:
Mir war nicht bewusst wie dringend ich „Sippenhaft“ von der Bockwurschtbude gebraucht habe, bis ich es gehört habe. Für mich der perfekte Abschluss für das musikalische Jahr 2022. Ein Album für alle die auf ehrlichen, ungehobelten 90er Jahre Deutschpunk stehen, der ein kleines nostalgisches Schlachtrufe BRD Gefühl mittransportiert!
Ach und bevor ich es vergesse, danke für die kleine persönliche Widmung an unsere Redaktion und den kleinen Schreibblock, sowas bringt das Herz zum strahlen!
Käuflich erwerben solltet ihr das ganze auf jeden Fall! Und wenn ihr das macht, dann geht das beispielsweise hier!, aber bestimmt auch beim Plattenhändler eures Vertrauens!

23.12.2022 by Carl Thiel vinyl-keks.eu

Blueprint-Fanzine

Oh, die gute, alte BOCKWURSCHTBUDE! Gibt es die immer noch, oder wieder? Früher ist einem die Punk-Band aus Frankfurt a. d. Oder ständig auf irgendwelchen CD-Samplern über den Weg gelaufen, wobei sie dort allerdings vor allem durch eine, nun ja, her rudimentäre Aufnahmequalität aufgefallen sind. Auf dem neuen Werk „Sippenhaft“ ist von diesem früheren klanglichen Defizit zum Glück nicht mehr viel übriggeblieben, denn die neuen Aufnahmen haben ordentlich Druck, sind aber zugleich alles andere als überproduziert. Auch was die musikalische Seite betrifft klingen BOCKWURSCHTBUDE mittlerweile irgendwie kraftvoller und rotziger als ich es in Erinnerung habe. Hier wird straighter Pogo-Punk abgeliefert, der eindeutig besser im (ehemals) besetzten Haus oder in der linksalternativen Kneipe, als im städtischen Jugendzentrum aufgehoben ist. Mir kommen spontan Bands wie MISSSTAND, POPPERKLOPPER oder ALARMSIGNAL in den Sinn, stellenweise aber auch die frühen DRITTE WAHL („Dieser Weg“).
Gefällt mir alles in allem überraschend gut und ist als leckerer Fast Food-Snack für Deutschpunk-Gourmets durchaus zu empfehlen!

18.11.2022 by Bernd Cramer blueprint-fanzine.de

SaitenKult

Worschtsupp. Jeden Tag Worschtsupp. Immer nur Worschtsupp. Doch manchmal muss neben Worschtsupp auch was anderes in den Magen. Es hilft nix. Ab in die Stadt. Zur nächsten Worschtbud. Wer zufällig in Frankfurt an der Oder weilt, kann auch DIE BOCKWURSCHTBUDE aufsuchen. Hauptsache Worscht. Bockworscht ist auch klasse, Worscht halt. Dick Worscht.
Ob die vier Jungs hinter dem Tresen auch richtig dick Wörschte haben, muss man halt testen. Die Jungs von der BOCKWURSCHTBUDE betreiben den Laden immerhin schon über 25 Jahre. Kaum zu glaube. Manchmal fahren sie sogar mit der Bude in andere Städt. 200 Ausflüge dieser Art haben die schon auf dem Buckel.
Manchmal gibt’s sogar Worscht-Demonstrationen. Erst 2007 haben sie ihr erstes abendfüllendes Programm draußen gehabt. Über die Theke geworfen. Gegen Bares natürlich. Manchmal auch mit anderen Fleischer-Kollegen zusammen.
Heutzutage stehen immer noch Sänger/Gitarrist/Bassist Mikro Mostrich und Schlagzeuger/Backgroundgröler Mieschka Mayonaise in der BOCKWURSCHTBUDE. Ihnen helfen Gitarrist/Bassist/Gröler Riggø Rübe und Bassist/Gröler Andie Agave (FLIEHENDE STÜRME, CHAOS Z). Gemeinsam stellen sie die beste Worscht her, die landauf landab zu genießen ist.
DIE BOCKWURSCHTBUDE hat daher nach einigen Anläufen, nicht Aufläufen, endlich unter dem verkaufsträchtigen Titel 'Sippenhaft' ihre zweite abendfüllende Veranstaltung zusammengerührt und gekocht. Bockworscht bleibt Bockworscht, doch die BOCKWURSCHT hat nur die BOCKWURSCHTBUDE. Schmatz.
DIE BOCKWURSCHTBUDE ist in Hochform. Die Gitarren können spielen und solieren. Die Schreihälse können singen und aus dem Hintergrund mitgrölen. DIE BOCKWURSCHTBUDE hat ohnehin genügend aktuelle Themen zur Auswahl.
Die kaputte Welt samt der dazugehörigen Clown-Show im TV hinterlässt einen großen 'Scherbenhaufen'. Der graue und ausweglose 'Alltag' ist äußerst enervierend, das Schicksal von Flüchtlingen, als zerrüttetes 'Strandgut' zu enden, ein Skandal oder die Rückkehr des urdeutschen Denunzianten, den es in den letzten Jahren an jeder Ecke gab, keine Überraschung, also 'Arschlecken'.
Ein Song über den menschenverachtenden Kapitalismus wird wohl jedoch schneller überholt sein als das Lied 'Der Weg' veröffentlicht. Die Propaganda eines angeblich notwendigen Krieges samt seiner toten 'Helden' ist hingegen hochaktuell. Und manchmal dreht sich an der BOCKWURSCHTBUDE ein 'Scheißsong' einfach nur um einen Kack-Tag.
Leider hat niemand ein 'Patentrezept', die Menschen ohne Rückgrat zu ändern, auch DIE BOCKWURSCHTBUDE net. Schad. Hauptsache Worschtsupp. Oder Bockworscht an der BOCKWURSCHTBUDE.

15.11.2022 by Michael Haifl saitenkult.de

 

 

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